Storytelling mit Erklärvideos

Geschichten sind der älteste Weg, Wissen zu vermitteln. Mit ihnen lässt sich identifizieren. Man kann in die Handlung eintauchen. Und doch sind sie nur der erste Schritt.

Tell me, and I will forget.
Show me, and I may remember.
Involve me, and I will understand.

kon­fu­zi­a­nis­tisches Sprichwort –


Das Erklärvideo nutzt idealerweise alle drei Kanäle dieses Sprichworts.

Dazu arbeitet es in aller Regel mit einer kurzen Geschichte: „Das ist…“. Ihre Darstellung wiederum folgt idealerweise den Prinzipien von Ruth Colvin Clark und Richard E. Mayer.

Prinzipen

  • Multimediaprinzip
    Die textlastigen Videos wollen im Sinne der zweiten Option des konfuzianistischen Sprichworts ihre Inhalte unterhaltsam veranschaulichen.
     
  • Kontiguitätsprinzip
    Erklärung und Abbildung laufen synchron oder aber dicht beieinander.
     
  • Modalitätsprinzip
    Zur Erläuterung eignet sich gesprochener Text besser als geschriebener.
     
  • Redundanzprinzip
    Barrierefreiheit lässt sich fördern durch zusätzlich geschriebenen Text.
     
  • Kohärenzprinzip
    Hintergrundmusik kann Interesse wecken, sie kann aber auch störend wirken.
     
  • Personalisierungsprinzip
    Diese Geschichte versucht sich an der dritten Option des konfuzianistischen Sprichworts, indem sie sich direkt an Lernende richtet und leicht und nachvollziehbar formuliert ist.

Kanäle

Zwei Beispiele zeigen unterschiedliche Möglichkeiten, auf mehreren Kanälen gleichzeitig zu kommunizieren:

  • Legetechnik
    Einzelne Bilder visualisieren das Gesprochene, vorgetragen mittels Sprachsynthese (Text-to-speech).
     
  • Videoschnitt
    Zusammengefügte Video-Ausschnitte werden musikalisch untermalt und mit Text angereichert.

Entscheiden Sie selbst, welche Variante Ihnen hilfreich erscheint und welche Sie mehr anspricht.

Legetechnik

Eine kurze Geschichte im Querformat wird in Abschnitte unterteilt und zu jedem fügt sich ein Bild aus vorgefertigten Grafiken zusammen. Die Textabschnitte werden parallel von Ihrer oder einer künstlichen Stimme vorgelesen – hier in Deutsch mit Hintergrundmusik.

Erklärvideo erstellt mit simpleshow.

Videoschnitt

Die gleiche Geschichte, dargestellt in vorgefertigten Video-Schnipseln und überblendet mit kurzen, möglichst einfachen Sätzen – diesmal in Englisch. Musik soll unterstreichen. Das Format ist quadratisch.

Erklärvideo erstellt mit Lumen5.

Werkzeug

Beide Varianten bedurften lediglich einer kleinen Handlung, einem Internetzugang, etwas Ausdauer und Phantasie. Sämtliche sonstigen Bestandteile sind meist inklusive Anleitung auf entsprechenden Portalen vorhanden.

Was also inhaltlich und praktisch recht einfach wirkt, birgt technisch und strukturell manche Herausforderung.

Timing

Liest oder hört man Text zeitlich versetzt zum passenden Bild, wirkt auch ein Lernvideo wie eine Filmszene mit asynchroner Stimme. Bereits einen minimalen zeitlichen Versatz erleben wir als anstrengend.

Timing meint auch die genutzten Zeitspannen, um Unterpunkte darzustellen. Ist es hier zu kurz und dort zu lang, fließt der Inhalt nicht, kommt die Geschichte ins Stolpern. Sie verlangt Ausgewogenheit, steigt ohne Umschweife in die Handlung ein und kommt unmittelbar zum Ende.

Bildqualität

Die Augen dominieren in dem kon­fu­zi­a­nis­tischen Sprichwort die Ohren. Der visuelle Kanal ist beim Lernen der bedeutendste. Lichtmangel und hohe Bildkompression können schnell schaden. Hochglanzbilder können dagegen distanzierend wirken. Die Aufnahme mit einer guten Smartphone-Kamera ist meist ausreichend.

Farben erzeugen Stimmungen. Hier gilt es, die Zielgruppenkultur zu berücksichtigen.

Tonqualität

Kohärenz lebt teils von einer gewissen Redundanz im Text und Ton, nicht aber von Störgeräuschen. Ungewolltes Rauschen kostet bereits Konzentration. Deutlicher noch, wenn das gesprochene Wort unverständlich klingt. Um Hall zu vermeiden, kann der Zusammenschnitt über ein Headset kommentiert werden.

Musikalische Untermalung sorgt wiederum für Stimmung, auch das je nach Zielgruppe.

Fazit

Eine gute Story lebt in einem Erklärvideo von ihrer Kürze – wenige Minuten – und ihren gut abgestimmten Teilabschnitten – in jeweils wenigen Sekunden. Ihr Spannungsbogen ist kurz und sie endet direkt nach ihrem Höhepunkt. Einer Zielgruppe fällt es leichter, in eine Geschichte einzutauchen, die ihr entspricht, die sich in ihrem Umfeld abspielt.

Auch ein Erklärvideo tritt technisch möglichst professionell verpackt auf. Das Erscheinungsbild sollte wie die Story dem Umfeld der Zielgruppe nahekommen. Das Material bietet abgestimmt guten Ton und gute Bilder. Das neutrale Quadrat, das natürliche Querformat oder das auffälligere Hochformat will vor der Aufnahme bedacht sein.